Gordon Welters arbeitet seit 1998 freiberuflich als Fotograf / Fotojournalist, vorwiegend für nationale und internationale Magazine und Zeitungen sowie für Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Werbeagenturen. 2003 studierte er Fotojournalismus an der University of the Arts London (London College of Communication), seit 2006 wird Gordon Welters von der Fotoagentur laif vertreten. Neben regelmäßigen Auftragsarbeiten, u. a. für die New York Times, widmet er sich in seinen freien Projekten sozialen Themen und Geschichten, die vom Menschsein erzählen.
5 Fragen an Gordon:
Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Das war eher zufällig. Mit Anfang 20 war ich viele Monate in Indonesien und Tansania unterwegs. Dort habe ich zum ersten Mal bewusst fotografiert. Rückblickend würde ich sagen, dass ich so versucht habe meine Erlebnisse, wie in einem Tagebuch, festzuhalten. Als ich zurück war, habe ich meine Bilder in einer Ausstellung gezeigt. Vom Zuspruch war ich total überrascht. Gleichzeitig tauchten bei mir erste Zweifel wegen meines Technikstudiums auf: Sollte ich weiter studieren oder lieber fotografieren? Ich stand kurz vor den Abschlussprüfungen, drückte mich jedoch erst einmal um eine Entscheidung. Stattdessen fing ich parallel an für Lokalzeitungen zu fotografieren. Dann wurden meine Bilder nach und nach auch überregional gedruckt. So ging das weiter, bis ich irgendwann die ersten Aufträge vom Der Spiegel, Die Zeit, stern, GEO usw. bekam. Später folgte dann die Möglichkeit für internationale Kunden zu arbeiten, z. B. für die New York Times und NRC, sowie für viele Unternehmen und Firmen aus dem Corporate-Bereich.
Was bedeutet Fotografie für dich?
Ich kann eher sagen, was ich an Fotografie spannend finde. Das ist die Möglichkeit mit jedem Job in ein neues Thema eintauchen und Vieles neu entdecken zu können. Deshalb haben mich wohl auch schon immer Reportagen fasziniert, denn dieses Geschichtenerzählen geht in die Tiefe bzw. an die oftmals schmerzhaften Grenzen des Erlebens und Fühlens. Ich weiß noch, dass ich als junger Fotograf immer unbedingt verstehen wollte, was gute Reportagen ausmacht und wie man es schafft so nah Menschen zu begegnen. Ein lieber Kollege hat mir irgendwann den Tipp gegeben, nach London zu gehen, um Photojournalism zu studieren. Dort haben wir quasi nicht anderes gemacht als uns nur mit Reportagen zu beschäftigen. Das war ein Tolles Jahr! In meinen freien Projekten, die in den letzten Jahren leider viel zu kurz kamen, habe ich mich u. a. mit dem Tod auseinandergesetzt und die Bewohner eines russischen PNI besucht – immer mit dem Handwerkszeug aus London im Gepäck.
Welchen Anspruch stellst du an Fotografie?
Wenn Fotografie über die bloße Abbildung hinausgeht und mit Zwischentönen spielt, ist sie richtig interessant, finde ich. Dabei geht es darum, den einen Moment visuell herauszufiltern und intelligent festzuhalten, der es schafft dem Betrachter die Geschichte dieses Augenblicks zu erzählen. Das Menschsein in seiner enormen Vielfalt entdecken und es empathisch in Bildern festzuhalten, das ist die Essenz der Fotografie für mich.
In welchen Bereichen fotografierst du?
Häufig bekomme ich Porträt-Anfragen, immer mal wieder Aufträge für kleine oder größere Reportagen und ab und zu Reisejobs. Oft werde ich gebucht, um Themen zu veranschaulichen. In den letzten Jahren habe ich viel in den Bereichen Corporate bzw. Unternehmenskommunikation und der Event-Dokumentation gearbeitet. Die Vielfalt der Jobs macht meinen Job so besonders.
Bist du ein Einzelkämpfer oder arbeitest du lieber im Team?
Viele Fotograf*innen, die ich kenne, sind ziemliche Einzelkämpfer*innen. Im Pressebereich arbeite ich auch viel allein und nur selten mit meiner Assistentin. Aber gerade im Corporate-Bereich ist das Team mitunter sehr groß und das macht für mich auch Sinn. Wenn jeder seine Erfahrungen und Kreativität mitbringt und man dann alles gezielt einsetzt, kommt am Ende meist etwas Spannendes dabei heraus. Ich mag es Projekte von Anfang an mit zu begleiten und dabei neue Dinge auszuprobieren. Sonst wäre ich wohl nie dazugekommen mit der Drohne oder dem Unterwassergehäuse zu fotografieren.